Von Turnfrust zu Yogafreude: Wie ich gelernt habe, mich ohne Druck zu bewegen
Bewegung jenseits von Schulnoten – Meine persönliche Geschichte
Schon als Kind hatte ich Freude daran, mich zu bewegen. Ich bin mit dem Fahrrad Hügel und Berge hoch und runter gefahren – zwischen Südschwarzwald, Voralpenland und Vogesen war ich mit Neugier und Ausdauer unterwegs. Mit meinem damaligen kleinen Kumpel Michael bin ich als Dreiradpilotin losgezogen, um die Welt zu erkunden – und wir Ausreißer wurden doch jedes Mal wieder liebevoll eingefangen.
Meine Mutter meldete mich früh beim örtlichen Sportverein zum Turnen an, später spielte ich mit Begeisterung mit meinen Freundinnen in einer Mädchenmannschaft Volleyball und verbrachte den Sommer im Schwimmbad. Das Seepferdchen-Abzeichen habe ich nie gemacht. Es hat mir nie gefehlt, denn für mich zählte der Spaß am Wasser – nicht die Urkunde. Ich bin gerutscht, getaucht, gesprungen, geklettert – auf Dachböden, Leitern, Hühnerställe, bei der Kirschernte. Ich war wild, neugierig, voller Lebensenergie.
Beim Sportunterricht habe ich mich stets angestrengt. Ich habe keine Sportstunde geschwänzt, war immer da, immer bemüht. Ich wollte nicht aufgeben, auch wenn ich selten Erfolgserlebnisse hatte. Aber meine Mühe wurde kaum gesehen. Es war, als zählten nicht Ausdauer, Freude oder Wille – sondern nur Schnelligkeit, Technik, Punkte. Und so blieb ich das „unsportliche“ Kind, obwohl mein Körper und mein Herz ganz andere Geschichten erzählen wollten.
Beim Turnen galt ich als schwerfällig. Beim Volleyball sind meine Freundinnen aufgestiegen, ich nicht. Beim Schulsport konnte ich vieles nicht: Rad schlagen, Handstand, Bodenturnen, Ballsportarten… Ich bekam schlechte Noten, selten Urkunden, und fühlte mich oft beschämt. Der Leistungsgedanke überlagerte meine natürliche Bewegungsfreude. Selbst der Skiurlaub mit 12 war eine echte Prüfung – ich fuhr mutig den Slalom hinab, einfach weil ich nicht bremsen konnte.
Erst nach der Schulzeit habe ich mir den Spaß an Bewegung zurückerobert. In meinem Tempo, mit meiner Intuition. Ohne Urkunden, ohne Vergleiche. Ich bin kein Typ für extreme Sportarten – aber sehr wohl jemand mit tiefem Bewegungsbedürfnis und großem inneren Antrieb.
Heute verbinde ich all das: Yoga, Pilates, Meditation, Wandern über Stock und Stein, Radfahren – nicht als Pflicht, sondern als Ausdruck meiner Lebendigkeit.
Ich bin keine Yogalehrerin und auch keine Expertin im klassischen Sinne. Aber ich bin eine Suchende – neugierig, offen und voller Lust auf Bewegung, Bewusstsein und innere Ruhe. Mein Weg hat mich durch viele Kurse geführt: Yin Yoga, Hatha Yoga, Pilates, Wirbelsäulentraining, Beckenbodengymnastik, Callanetics – und jedes einzelne Puzzlestück hat etwas in mir bewegt.
YouTube-Videos wurden meine Lehrer:innen, mein Wohnzimmer zum Studio. Und inmitten all dieser Vielfalt habe ich begonnen, mir eine eigene Praxis zu gestalten – intuitiv, ehrlich, manchmal chaotisch, aber immer mit Herz. Auch die Stille durfte ihren Platz bekommen: Eine Vipassana-Woche in Schweigen hat mir gezeigt, wie laut das Innenleben sein kann und wie wohltuend es ist, ihm Raum zu geben.
Dieser Blogbeitrag ist eine Einladung, Bewegung neu zu denken – nicht als Pflicht, sondern als liebevolles Gespräch mit dem eigenen Körper.
Meine Beziehung zur Bewegung war lange Zeit geprägt von äußeren Bewertungen, Schulnoten und Unsicherheiten. Doch je mehr ich mich von starren Konzepten und Erwartungen gelöst habe, desto mehr durfte ich entdecken: Bewegung ist ein Geschenk, das sich nicht in Zahlen messen lässt.
Heute bedeutet sie für mich Freiheit, Lebensfreude und innere Verbindung. Ich bewege mich nicht, um zu „leisten“, sondern um zu leben. Yoga, Spaziergänge, intuitive Übungen – all das sind Ausdrucksformen meines Körpers, meiner Seele, meines Moments.
Ich folge keinem Plan, sondern meinem Gefühl. Jeder Tag bringt neue Impulse, neue Energien – und ich entscheide, welchen ich lausche.
Diese Reise ist keine Erfolgsgeschichte im klassischen Sinn – sie ist ein stilles Zurückkommen zu mir selbst. Und genau darin liegt ihr Wert.
Dein Körper, Dein Rhythmus - Deine Geschichte
Wenn Du Dich beim Lesen wiedererkennst – oder vielleicht zum ersten Mal einen neuen Zugang zu Bewegung spürst – dann möchte ich Dir etwas mitgeben: Du darfst dich frei machen von Regeln und Erwartungen. Lausche Dir selbst. Fühle, wie Du Dich heute bewegen willst – oder auch nicht.
Es gibt keine „richtige“ Art, sich zu bewegen. Nur Deine. Ob kraftvoll, ruhig, verspielt oder ganz intuitiv – Dein Körper kennt den Weg, wenn Du ihm vertraust.
Vielleicht beginnt heute Deine eigene Reise. Eine zarte, ehrliche Begegnung mit Dir selbst. Und das ist mehr als genug.

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