Wir nähren nicht nur unseren Körper – wir nähren unsere Seele, und sie erkennt, wenn etwas fehlt
Ich bin in einer Familie groß geworden, in der der Körper nie einfach nur Körper war. Schlank zu sein bedeutete Anerkennung, „stark“ zu sein hingegen wurde leise problematisiert – nie offen abgelehnt, aber doch als etwas Unerwünschtes markiert. Meine Mutter prophezeite mir schon als Kind, dass ich eines Tages aussehen würde wie eine recht stämmige Verwandte väterlicherseits. Grundsätzlich galt und gilt bis heute eine zierliche Erscheinung als Vorbild.
Bereits vor dieser Prägung gab es ein stilles, handwerkliches Vermächtnis: Meine Großmutter mütterlicherseits war Damenschneiderin – bei ihrer Arbeit bedeuteten Maße nicht einfach Zahlen, sondern waren Ausdruck von Individualität. Ihre Arbeit mit Schnitten und Stoffen war ein feinfühliges Spiel mit Proportionen und Persönlichkeit. Meine Mutter hat das Schneidern von ihr gelernt. Maß und Gewicht waren äußerst wichtig. Veränderungen wurden schriftlich notiert und kommentiert. Vielleicht kommt daher auch mein mehr als selbstkritischer Blick auf die körperliche Gestalt.
Ich hatte oft das Gefühl, nicht dazuzugehören. Optisch passte ich nicht zur mütterlichen Familie, während meine jüngere Schwester sich scheinbar mühelos in dieses Bild einfügte. Ich fühlte mich schon im Alter von fünf Jahren wie das „andere Kind“: zu groß, zu breit, irgendwie nicht dazugehörig. Das war nicht nur innerhalb der Familie, sondern überall so. Dieses Gefühl wurde durch beiläufige Kommentare verstärkt wie ein uncharmantes "Du siehst aus wie ein Bauerntrampel" meines Vaters, der normalerweise nie viel mit mir sprach. Dieser Spruch traf mich besonders, da er für mich völlig unerwartet kam. Er setzte sich fest, leise und tief. Weitere Kommentare dieser Art und von anderen Leuten verunsicherten mich mehr und mehr.
Obwohl Fotos ein normalgewichtiges Kind zeigen, entwickelte ich früh eine verzerrte Wahrnehmung meines Körpers. Ein Paradoxon prägte meine Kindheit: Ich wurde als zu dick angesehen und sollte als Teenager eine Miederhose tragen, um meine zunehmend weiblichen Formen zusammen-zupressen. Zugleich wurde ich gezwungen, meinen Teller leer zu essen – unabhängig davon, ob ich mochte, was vor mir lag. Aber das für mich Schlimmste war: Jeden Morgen saß ich vor einer Tasse heißen Kaba, Ovomaltine oder ähnlichem, obwohl ich diese Getränke verabscheute. Schon beim Gedanken an Milch an sich, besonders heiß und mit Haut, bekomme ich auch heute einen Würgreiz. Glücklicherweise haben meine Eltern irgendwann aufgegeben. Ich durfte Tee trinken. Aber eine eigentlich behütete Phase meiner Kindheit wurde durch diesen Zwang überschattet. Mein Körper war kontrolliert, aber meine Bedürfnisse blieben unbeachtet.
Inmitten dieser Widersprüche entstand eine kindliche Fantasie, die sich über Jahre hielt:
Ich träumte davon, eine Nacht allein in einem Kaufhaus in einer riesigen Lebensmittelabteilung zu verbringen. Ich würde alles essen dürfen, wonach mir der Sinn stand – frei und hemmungslos, ohne Regeln. Diese Vorstellung war für mich ein geheimer Zufluchtsort. Heute weiß ich: Sie war kein Hunger nach Essen, sondern nach Selbstbestimmung.
Diese Fantasie sehe ich als Vorboten einer Essstörung.
Sie spiegelte meine innere Orientierungslosigkeit, das Gefühl, zwischen den vielen Optionen nicht das Richtige wählen zu können. Mein Verhältnis zum Essen war gestört, lange bevor ich das verstand. Der emotionale Hunger war größer als der körperliche.
Und so begann ein langer Weg durch Extreme. Ich habe einige Diäten ausprobiert. Phasen, in denen ich einseitig oder zu viel aß, und andere, in denen ich kaum etwas zu mir nahm. Mit Schaudern erinnere ich mich an die Brigitte-Diät, bei der jede Kalorie zählte. Dort gab es einmal als Zwischenmahlzeit einen Senfquark! Die ständige Beschäftigung mit der Zubereitung kleinster Mahlzeiten, deren Einnahme dazu führen sollte, niemals Heißhunger zu bekommen, tat mir nicht gut und fühlte sich für mich falsch an.
Dann lieber das andere Extrem:
Ich fastete - natürlich ohne ärztliche Begleitung. Damit wollte ich mich wie neugeboren fühlen. Meine längste Fastenkur dauerte drei Wochen (21 Tage genau). Ich nahm stark ab, fühlte mich körperlich leicht und mental klar und grundgereinigt. Damals glaubte ich, das sei ein Durchbruch. Heute weiß ich, dass solche Aktionen Raubbau an meinen Reserven waren. Sie gaben kurzfristige Kontrolle – aber keine echte Heilung.
Das Essen hatte in meinem Leben schon immer eine große Bedeutung. Jede Mahlzeit wurde sorgfältig zubereitet, gewürdigt, bewertet – und auch bei Tisch wurden alternative Zubereitungsarten und mögliche Optimierungen diskutiert.
Bei uns zuhause war das Essen eigentlich etwas Gutes. Meine Mutter kochte frisch, traditionell bürgerlich, mit Hingabe und Gefühl. Selten gab es etwas aus der Dose und die Mikrowelle kannten wir noch nicht. Ich bin mit regelmäßigen warmen Mahlzeiten aufgewachsen, frischem Obst und Gemüse aus dem Garten, mit Düften und Aromen, mit echten Zutaten. Und vielleicht hat mich gerade das zusätzlich so irritiert: der Kontrast zwischen dieser genussvollen Wärme und dem, was ich an Widersprüchen erlebte.
Später kamen noch weitere Irritationen dazu.
Ein absolutes Störgefühl habe ich bei der Zubereitung von Speisen in der Mikrowelle entwickelt. In meinem eigenen Haushalt gab es keine und es wird auch nie eine geben.
Mikrowellengerichte machten mich schon immer misstrauisch. Ob frisch gekocht, aufgewärmt oder aufgetaut: Ich spüre heute noch deutlicher, dass solcher Nahrung etwas Wesentliches fehlt: Lebendigkeit. Menschen, die sich überwiegend davon ernähren, wirken auf mich oft „grau“ – weniger vital, weniger strahlend.
Ich weiß, das klingt irrational und ich werde belächelt. Studien sprechen dagegen. Aber meine Intuition spricht mit mir.
Sie war und ist mein innerer Kompass, auch wenn sie nicht wissenschaftlich belegbar ist.
Ich glaube, es ist entscheidend, so weit zu kommen, dass man sich auf seine Intuition verlassen kann. Sie spricht oft leiser als Regeln, aber aus einem Ort der Wahrheit. Ich glaube auch, dass wir viel weniger Nahrung brauchen, als wir meinen. Wir sind durch Gewohnheiten und Überfluss von unserem eigentlichen Bedarf entfremdet. Je mehr nährendes Essen wir zu uns nehmen, umso weniger hungert den Körper und die Seele.
Gerne verweise ich an der Stelle auf die medical Mediums Hildegard von Bingen und Anthony William mit ihrer ganz eigenen Sichtweise.
„Wenn der Mensch sein Fleisch in Maßen nährt, dann ist auch sein Betragen fröhlich und umgänglich. Wenn er aber im Übermaß der Schmausereien und Gelage dahinlebt, dann legt er zu jedem schändlichen Fehler den Keim. Und wer andererseits seinen Körper durch unterwürfige Enthaltsamkeit schädigt, der geht immer zornig einher.“(Hildegard von Bingen)
„Du bist der größte Experte für Deine Gesundheit, und Deine Heilgeschichte zählt. Sie zählt mehr, als Du weißt. Jemand da draußen wartet gerade darauf, Deine Geschichte zu hören, damit er dieses lebensverändernde Heilmittel entdecken kann.” (Anthony William, Medical Medium). Damit ist der berühmte Selleriesaft gemeint. Aber seine Botschaften sind noch viel umfassender. Schau Dir gerne auf YouTube die deutschen Übersetzungen im Kanal „Psychische und körperliche Gesundheit“ an.
Ich möchte keine Weltanschauung daraus machen – jeder Mensch ist anders, jeder Körper spricht seine eigene Sprache. Aber wir sollten lernen, in unseren Körper hineinzufühlen und ihn zu fragen: Was brauchst Du wirklich? Was tut Dir gut?
Für mich habe ich festgestellt, dass es mir langfristig sehr guttut, grundsätzlich auf Weizen und Produkte aus Kuhmilch zu verzichten. Mein Körper wird leichter und ich fühle mich wacher. Doch es gibt genussvolle Ausnahmen: Manchmal darf es ein Salatteller mit überbackenem Ziegenkäse und frischem Brot, ein Spaghettieis sein.
Oder ein süßes Törtchen wie dieses auf dem Foto! Es ist ein kleines, köstliches und sogar veganes Meisterstück. Die Abwesenheit von Butter, Ei und Sahne ist für mich nicht herauszuschmecken.
Ich habe einen Tipp für Dich:
Investiere in Deine Gesundheit und lasse eine ganz große Blutanalyse machen und Dich ärztlich und/oder kinesologisch auf Nahrungsunverträglichkeiten testen. Die Ergebnisse werden Dich vermutlich überraschen und auf jeden Fall weiterbringen!
Übrigens: Ich hatte in der Schule stets schlechte Noten im Sportunterricht – mein Körper galt als unsportlich. Und doch hat sich das nie mit meinem Erleben gedeckt. Ich bin auf Bäume und Hühnerställe geklettert, mit dem Fahrrad Hügel hoch und runter gefahren, gewandert, geschwommen und habe niemals ein Sportabzeichen bekommen.
Ich genieße bewusst Bewegung an der frischen Luft und zuhause auf der Yogamatte, liebe das Gefühl von Energie und Rhythmus. Ich spüre die Lebendigkeit in meinen Zellen und bin dankbar für mein Sein. Es ist ein stiller Triumph meines Körpers über die frühere Etikettierung.
Heute ist mein Verhältnis zu meinem Körper noch immer nicht perfekt, aber echt. Ich achte auf meine Bedürfnisse, ich höre hin. Ich erlaube mir, Fragen zu stellen, statt Regeln zu befolgen. Mein Körper ist nicht fehlerhaft – er ist Ausdruck meiner Geschichte. Und meine Geschichte verdient es, in dieser Freiheit erzählt zu werden. Für das Kind, das ich war. Und für die Frau, die ich heute bin. Vielleicht auch für die Generation, die jetzt erwachsen wird.