Im Klang des Wandels - meine Reise mit Faun

Veröffentlicht am 1. November 2025 um 09:00

Die Lieder von Faun weben Klangpfade durch alte Wälder und stille Haine. In ihrem Echo begegnen mir Wesen, Erinnerungen und die Magie des Unsichtbaren.

Ein Ruf aus alten Zeiten

Seit 2012 begleitet mich Faun – ein Klang, der Wurzeln schlägt und Flügel schenkt. Pagan Folk – das ist Musik wie Morgentau auf alten Pfaden. Sie webt Natur, Mythos und Magie in Melodien aus Drehleier, Flöte, Trommel und Harfe. Entstanden in den 1980er Jahren, vereint sie heidnische Bilder, Märchenklänge und nordisches Feuer. Sie lädt ein zum Hineinhören, zum Tanzen, zum Träumen – eine Brücke zwischen Mensch und Natur, zwischen Erde und Sternenlicht. Pan – der wilde Gott der Natur, des Tanzes und der Flöte – streift zwischen Licht und Schatten, halb Tier, halb Klang, ein uralter Hüter des Waldes.

Manche Musik begegnet uns nicht nur im Ohr, sondern im Herzen. Sie öffnet Räume, die wir längst vergessen glaubten. Sie erinnert uns daran, wer wir sind – und wer wir werden können.
Dieser Text ist eine Reise. Eine Reise durch Konzerte, Klänge, Wandel und Stille. Er erzählt von meiner Verbindung zur Musik von Faun, von Begegnungen mit anderen Klangwesen, von der Suche nach neuen Resonanzen – und von der stillen Kraft, die entsteht, wenn wir lauschen. Denn Musik ist mehr als Unterhaltung. Sie ist Erinnerung. Sie ist Wandlung. Sie ist Leben. Und vielleicht hörst Du  - zwischen den Zeilen - auch Deinen eigenen Ton darin.

Ein musikalischer Wegbegleiter

Es begann auf meinem ersten MPS (Mittelalterlich Phantasie Spectaculum) – unter freiem Himmel, zwischen Zelten, Feuerstellen und tanzenden Menschen. Ich trug ein schlichtes, bodenlanges grünes Kleid und darüber einen schwarzen langen Kapuzenumhang, der mich warm einhüllte. Die Drehleier klang wie Wind in alten Bäumen, die Flöte wie Vogelruf im Morgengrauen, die Trommeln wie Herzschläge der Erde, der Dudelsack wie ein Ruf aus vergessenen Zeiten. Die Harfe wie Lichtfäden, die sich durch Nebel weben. Etwas in mir erwachte – nicht nur von der Musik, sondern von dem inneren Raum, den sie in mir öffnete: ein Ort, an dem meine Seele tanzen durfte. Ich habe Faun oft und an verschiedenen Orten erlebt:

  • In der Großen Freiheit in Hamburg, wo die Energie pulsierte.
  • In der Kulturkirche Altona, wo sich Klang und sakraler Raum verbanden.
  • In der Laeiszhalle, ehrwürdig und weit.
  • Im Grünspan in Hamburg, bei einem Balladenkonzert, das sich wie ein Flüstern durch die Dunkelheit zog.
  • Und draußen, unter Sternen, bei Freiluftkonzerten, wo die Musik mit dem Wind spielte.

Diese Konzerte waren mehr als Veranstaltungen – sie waren zauberhafte Rituale. Klangräume. Begegnungen mit mir selbst. Oliver ‚SaTyr‘ Pade und seine musikalische Familie berührten mich mit ihren klaren schönen Stimmen – kraftvoll, seelenvoll und in tiefer Harmonie. Die Drehleier wurde für mich zum Seeleninstrument. Ihr Bordunton trägt mich, ihre Melodie führt mich. Wenn Stephan Groth sie spielt, ist es Magie. Für mich ist er ein Großmeister – nicht nur technisch, sondern spirituell. Er entlockt dem Instrument nicht nur wundervolle Töne, sondern Geschichten, Erinnerungen, Licht.

Ich bin keine, die jedes Lied mitsingen kann oder die Band auf all ihren Wegen folgt. Aber ich mag Faun, weil ihre Musik etwas in mir zum Klingen bringt, das mit Worten kaum zu greifen ist. Ihre Präsenz verwandelt Konzerträume in Orte der Geborgenheit. Das farbige Lichtspiel verzaubert. Die Mitglieder von Faun zeigen bei ihren Auftritten auch Humor mit kleinen Anekdoten und einer warmen, lockeren Bühnenpräsenz. Sie sind nahbar, nicht überinszeniert, und behalten dabei ihre Tiefe. Und das ist für mich von hohem Wert.

 

Lieblingsstücke und Erinnerungen

Ich liebe den typischen Faun-Sound und diese Stücke höre ich besonders gerne:

  • Andro: Archaisch, rhythmisch, wild und zugleich geerdet. Ich spüre den Kreis, den Tanz, die Verbindung. Tanz mit mir: Eine Einladung – nicht nur zum körperlichen Tanz, sondern zum seelischen Mitgehen.
  • Karuna: Ein Lied wie ein stiller Lichtstrahl - der Titel stammt aus dem Sanskrit und bedeutet Mitgefühl.
  • Alfar: Mystisch und elfengleich – ein Lied wie ein Schleier zwischen den Welten.
  • Feuer: Kraftvoll und rhythmisch – entfacht die Urenergie des Tanzes.
  • Federkleid: Zart und sehnsuchtsvoll – erzählt von Freiheit und Verwandlung.
  • Diese kalte Nacht: Ein leiser Atemzug in der Dunkelheit. Zart, sehnsuchtsvoll, still und tief.
  • Oyneng Yar: Es lädt ein, sich zu bewegen, zu feiern, zu erinnern – ein musikalischer Ruf nach Liebe und Leichtigkeit.

Alle Konzerte waren wunderschön. Ich erinnere mich an die Nähe, die Wärme, die Tiefe der Balladen. Und an die Tanzstücke – rhythmisch, wild und voller Energie. Sie rissen mit, ließen den Körper mitschwingen und machten es unmöglich, still sitzen oder stehen zu bleiben. Es war, als würde die Musik direkt durch mich hindurchfließen. Jeder Ort hatte seinen eigenen Klang, seine eigene Magie.

 

Wandel und neue Klänge

Das Konzert am 28. Oktober 2025 in der Hamburger Laeiszhalle – das letzte im Rahmen der Hex-Tour – empfand ich als ungewohnt.
Pettersson & Fredriksson spielten auf traditionellen Holzinstrumenten wie Nyckelharpa und Nordic Mandola und erschufen Klangräume, die tief mit nordischer Natur und Mystik verbunden sind. Archaisch und feinfühlig, rhythmisch und meditativ. Ihre Musik rief in mir dieselbe Resonanz hervor wie die Drehleier: ein inneres Vibrieren, ein Ruf aus alten Zeiten.

Die zweite Vorband – die Piratengruppe Ye Banished Privateers – war laut, wild, provokant. Ihr Auftritt dauerte eine Stunde lang. Für mich verlor sich der Zauber in der Länge und in der Intensitität. Die Atmosphäre war überraschend anders als sonst. Ich spürte, dass ich andere Klänge brauche. Musik, die mich zum Schweben bringt, mich gleichzeitig erdet, erhebt, erinnert.

Und genau darin lag der Wert dieses Abends: Er war ein Wendepunkt. Ein Moment der Erkenntnis. Ein liebevoller Hinweis meiner Seele, dass ich innehalten darf.
Auch wenn nicht jeder Klang mein Herz erreicht, berührt mich Fauns Offenheit für musikalische Vielfalt. Ihre Special Guests bringen neue Farben ins Konzert – und manchmal auch neue Erkenntnisse.

 

Musik als innerer Ausdruck

Ich selbst mache keine Musik und singe meistens nur, wenn mich niemand hört. Aber ich tanze – frei, für mich, wenn mich ein Rhythmus mitreißt. Manchmal allein, manchmal mit anderen. Kein Bühnentanz, sondern ein innerer Ausdruck. Ein Lauschen mit dem Körper. Ein Mitgehen mit dem Klang. Zuhause habe ich eine Klangschale, deren Ton und Nachhall ich liebe. Wenn ich sie anschlage, entsteht ein Raum und ein Moment der Stille, voller Klang. Es ist, als würde die Zeit kurz innehalten. Als würde etwas in mir antworten. Auch das ist Musik. Auch das ist Begegnung. Ich bin auf der Suche nach neuen Klangräumen, die mich berühren. Und ich weiß: Wenn ich meinen Fokus darauf richte, wird es mir begegnen. Vielleicht nicht sofort, aber zur rechten Zeit. Wie auf einem glänzenden Silbertablett. Ich brauche nur ein wenig Geduld.

 

Dankbarkeit und Einladung

Wir leben in einer Zeit des fühl- und sichtbaren Wandels. Vieles verändert sich – in der Welt, in der Musik, in uns selbst. Und so ein Erlebnis wie jenes in der Laeiszhalle ist nur ein winziges Mosaikteilchen meines Lebens, das sich ebenfalls transformieren darf. Ich betrachte es mit Liebe, Offenheit und Vertrauen.

Mystik, Zauber und Natur braucht die Welt – brauchen wir alle. Gerade in dieser techniklastigen Zeit ist es wichtig, dass wir uns erinnern: Wir sind Teil eines größeren Ganzen.

Die Naturwesen beobachten uns.
Sie sind überall – im Flüstern der Bäume, im Licht auf dem Fensterbrett, im Pflänzchen zwischen Pflastersteinen. Elfen, Baumgeister, Nymphen, Gnome und andere stille Hüter der Elemente begleiten uns – im Wald, im Garten, auf dem Balkon, selbst mitten in der Stadt. Sie folgen nicht dem Ort, sondern dem Herzen, das bereit ist zu lauschen. Sie freuen sich mit uns, wenn wir in Resonanz gehen. Wenn wir tanzen, lauschen, singen – nicht nur mit dem Körper, sondern mit unserem ganzen Sein.

Gewandung ist Verwandlung.

Wenn ich mich für das MPS kleide, ist es mehr als Stoff auf Haut. Das Anziehen und Tragen von Kleid und Umhang ist ein Übergang. Mit jedem Band, das ich binde, mit jedem Schritt, den ich setze, verlasse ich den Alltag – und betrete einen Raum zwischen den Zeiten. Ich werde zur Hüterin des Feuers, zur Tänzerin im Wind, zur Hörenden im Klang.

Das Eintauchen in die Welt des MPS, die Musik von Faun, die Gewänder, die Feuerstellen, die tanzenden Menschen – all das war für mich mehr als ein Spiel mit Rollen. Es war Freude. Ein Erinnern. Ein Wiederfinden.
Früher empfand ich mich als Magd – still, dienend, im Hintergrund. Doch mit jedem Klang, mit jedem Tanz, mit jedem Blick in den Sternenhimmel begann etwas in mir zu wachsen. Ich spürte die Kraft der Erde unter meinen Füßen, das Flüstern der Bäume in meinem Rücken, das Licht der Flötenklänge in meinem Herzen. 
Heute sehe ich mich anders: als Königin meines inneren Reiches. Nicht herrschend, sondern verbunden. Nicht laut, sondern klar. Ich trage keine Krone aus Gold, sondern aus Moos, Wind und Erinnerung.
Diese Musik, diese Orte, diese Begegnungen haben mir geholfen, mich zu erinnern, wer ich bin – und wer ich sein darf. Eine Frau, die lauscht. Die tanzt. Die wandelt. Die sich erhebt – nicht über andere, sondern in sich selbst.

Ich schreibe diesen Text nicht, um zu kritisieren, sondern aus Dankbarkeit. Faun war mein musikalischer Wegbegleiter über viele Jahre. Sie haben mich bewegt, getragen, verwandelt. Und auch wenn ich heute anders höre, glaube ich nicht, dass sich unsere Wege wirklich trennen. Vielleicht gehen wir einfach eine Weile nebeneinander her und finden uns wieder – in unterschiedlichen Klanglandschaften und mit derselben Liebe zur Tiefe. 

Ich glaube, dass Musik ein Spiegel ist. Sie zeigt uns, wo wir stehen. Sie erinnert uns daran, woher wir kommen. Und sie lädt uns ein, weiterzugehen – oder still zu verweilen. Ich folge jetzt dem Ruf der Drehleier, der Flöte, der Trommel – aber in anderen Räumen. In anderen Formen. In anderen Momenten der Stille..

 

Orientierung im Klanggewand

Ich bin noch unterwegs – auf leisen Pfaden zwischen Klang und Gefühl, zwischen alten Wurzeln und neuen Wegen. Das MPS war lange ein Ort der Magie für mich, ein Fest der Sinne, ein Tanz zwischen Feuer und Flöte. Doch die Landschaft wandelt sich. Sie wird  lauter, greller, elektronischer. Und ich? Ich lausche weiter, suche nach dem, was schwingt, was erdet, was verwandelt. Vielleicht finde ich es dort wieder – oder ganz woanders. Denn Orientierung ist kein Ziel, sondern ein Weg. Und Musik bleibt mein Kompass.

Vielleicht spürst Du auch, dass sich Dein Hören verändert hat. Vielleicht gibt es Lieder, die Dich einst getragen haben – und heute leise weiterziehen. Wenn Du magst, erzähl mir davon. Lass uns teilen, was uns berührt.

Denn Musik ist nicht nur Klang. Sie ist Begegnung. Sie ist Erinnerung. Sie ist Wandlung. Sie ist Leben.

 

Die Musik von Faun und Pan, der Wächter der Natur

Wenn Dich ein Flüstern ruft, ein Rhythmus trägt, ein Lied berührt – dann folge ihm.
Begib Dich selbst auf die Klangreise, öffne Herz und Sinne, und lass Dich von den Tönen tragen,
dorthin, wo Natur, Mythos und Magie sich begegnen.

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