Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm und darf in eine neue Richtung rollen.
Es gibt Sätze, die begleiten uns ein Leben lang. Nicht, weil wir sie bewusst gewählt haben, sondern weil sie uns eingepflanzt wurden – wie kleine Samen, die sich in der Kinderseele einnisten. Es gibt Sprichwörter, die harmlos klingen, es aber oft nicht sind.
„Der Klügere gibt nach.“
Diesen Satz habe ich als Kind oft gehört. Ich war die ältere Schwester, die Große, die Vernünftige, die Verantwortungsvolle. Meine jüngere Schwester war die kleine Zarte, deren Wutausbrüche man einerseits fürchtete, der man aber vielleicht auch nicht so viel zutraute. Doch das ist eine andere Geschichte. Meine Mutter sagte es mit einem liebevollen Blick, um Streitereien zu beenden – und doch war es ein stiller Auftrag: Sei klug. Gib nach. Halte aus.
Da ich ein kluges und folgsames Mädchen war, habe ich gelernt:
- Dramen und Konflikten aus dem Weg zu gehen und meine Ziele auf Umwegen zu erreichen.
- meine eigenen Interessen (zunächst) hintenan zu stellen.
- zu vermeiden, dass jemand auf mich wütend ist.
Da ich ein unsicheres und wenig selbstbewusstes Mädchen war, habe ich nicht gelernt:
- diplomatische Gespräche zu führen, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.
- Wutanfälle anderer auszuhalten.
- mit geradem Rücken für mich einzustehen.
Der Spruch klang nach Weisheit und auch nach Überlegenheit. Aber der Preis war hoch. Ich habe mich selbst übergangen und wurde nicht ernst genommen. Man hat sich über mich lustig gemacht. Und wenn ich – selten genug – mal laut wurde, sah ich in spöttisch lachende oder stirnrunzelnde Gesichter. Als wäre meine Wut ein Witz. Als wäre meine Grenze ein Stein des Anstoßes.
Sprüche wie „Die Klügere gibt nach“ sind mehr als gängige Redewendungen. Sie sind stille Erziehungswerkzeuge, die unser Selbstbild, unsere Rollen und unsere Grenzen formen.
Vielleicht kennst Du das auch. Vielleicht gibt es Sprüche, die in Dir nachhallen – wie ein Echo aus der Kindheit. Lies sie. Spüre. Fühle. Und wenn ein Satz Dich trifft, dann halte inne. Das ist kein Trotz, sondern Befreiung durch Loslassen.
Schließe kurz die Augen und sage Dir:
„Ja, so war es früher. Doch heute bin ich dem entwachsen und es hat keine Macht mehr über mich.“
Ich habe viele Jahre gebraucht, um zu lernen, dass es nicht das Wichtigste ist, geliebt zu werden. Mein Bedürfnis nach Wertschätzung erfüllt sich nicht dadurch, dass ich nachgebe, wo es meinen Grundsätzen widerspricht. Den Respekt von anderen erringe ich, indem ich authentisch und klar bin und indem ich mich zeige – nicht angepasst, sondern echt.
Heute weiß ich: Meine Stimme zählt. Meine Meinung hat Gewicht. Meine Wut ist kein Makel, sondern ein Zeichen von Selbstachtung. Und der Erfolg gibt mir recht.
Neue Worte für ein neues Selbstbild
Wir dürfen neue Sprichwörter schreiben, für uns, für unsere Kinder und für alle, die sich aus alten Mustern lösen wollen:
„Die Klügere gibt nach.“ „Die Klügere bleibt bei sich.“
„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“ „Gute Wurzeln tragen starke Früchte“.
„Wer schön sein will, muss leiden.“ „Schön ist, wer sich selbst liebt.“
„Was Hänschen nicht lernt…“ „Lernen ist ein lebenslanger Tanz.“
Und aus der Märchenwelt:
„Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen.“ Wer entscheidet, was gut und schlecht ist?
„Sei brav, dann wirst Du belohnt.“ Bravsein ist kein Garant für Glück.
„Still, bescheiden und schön – dann kommt der Prinz.“ Du brauchst keinen Retter, Du bist Deine Rettung.
„Wer nicht gehorcht, wird verstoßen.“ Gehorsam ist nicht gleich Liebe.
„Goldmarie wird belohnt, Pechmarie bestraft.“ Jeder Mensch verdient Wertschätzung – nicht Bewertung.
Darum ist mir dieser Beitrag wichtig:
- Ich schreibe über dieses Thema, weil ich Klarheit brauche.
- Weil ich nicht mehr gefallen möchte, sondern wirken will.
- Weil ich nicht mehr schweigen darf, sondern sprechen kann.
- Weil ich nicht mehr farblos bin, sondern sichtbar ausstrahle.
- Weil ich mich nicht mehr ducke, sondern meinen Rücken aufrichte.
Ich habe lange geglaubt, dass Nachgeben ein Zeichen von Reife sei, dass ich Konflikte vermeide, wenn ich zurückstecke. Klugheit bedeutete für um des lieben Friedens willen Ruhe zu bewahren. Doch oft war es kein Frieden – sondern ein stiller Verlust meiner eigenen Stimme.
Meine Erkenntnis heute: Klugheit bedeutet nicht Nachgeben. Klugheit bedeutet, zu erkennen, wann Nachgeben Selbstverrat ist. Es braucht Mut, sich zu zeigen, Grenzen zu setzen und für sich einzustehen – auch wenn das unbequem ist.
Wenn der Klügere nachgibt, entzieht er seinem Gegenüber die Möglichkeit, sich ehrlich und offen mit einer Lösung auseinanderzusetzen. Das ist schade, denn echte Entwicklung entsteht im Dialog – nicht im Rückzug.
„Der Klügere bleibt bei sich – und spricht klar.“ Oder: „Klug ist, wer sich nicht verliert – auch wenn andere laut sind.“
Impulse zum Weiterdenken
- Wo hast Du selbst schon „nachgegeben“, obwohl es Dir nicht gut tat?
- Was wäre passiert, wenn Du geblieben wärst – bei Dir, bei Deiner Überzeugung?
- Wie klingt Deine eigene Version dieses Satzes?
Sprichwörter sind nicht das Ende der Wahrheit, sondern der Anfang einer neuen Geschichte – meiner Geschichte. Und vielleicht auch Deiner. Atme tief durch. Spüre die Erleichterung. Und dann: Kullere los. Frei, leicht, lebendig wie ein Apfel, der erst einmal zu Boden fällt. Doch bleibt er dort nicht liegen. Er trägt die guten Eigenschaften und Talente in sich, die ihm der Baum mitgegeben hat: Stärke, Werte, vielleicht auch ein bisschen Eigensinn. Aber er ist nicht Eigentum des Apfelbaums, sondern ein freier Sprössling – mit Wurzeln im Vergangenen und Flügeln für das Kommende. Die Nähe zum Stamm schenkt ihm Halt, doch die Freiheit erlaubt ihm, seinen eigenen Weg zu gehen.
Er darf wachsen, sich ausprobieren, Fehler machen und Neues entdecken. Und gerade weil er starke Wurzeln hat, kann er mutig sein. Vielleicht wird aus ihm eines Tages ein eigener Baum – mit Früchten, die vertraut sind und doch einzigartig.

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